- Palmwine-Music
- Palmwine-Music[englisch, 'pɑːmwaɪn'mjuːzɪk], Bezeichnung für eine vielschichtige populäre Musikpraxis von der Westküste Afrikas, die in den hier weit verbreiteten Palmwine-Bars — häufig nicht mehr als ein budenähnlicher Ausschank unter freiem Himmel — aufgeführt bzw. von Platte oder Kassette abgespielt wird. Palmwein ist ein aus dem Saft der Ölpalme gewonnenes alkoholhaltiges Getränk, das überall im Westen Afrikas statt des teuren importierten Biers getrunken wird. In den Fünfzigerjahren etablierte sich — ausgehend von Sierra Leone, einem der reichsten Länder an der afrikanischen Westküste — in und um diese populären Bars eine Musikpraxis, die an afrikanische Traditionen anknüpfte, mit ihnen aber sehr unkonventionell umging und offen für die unterschiedlichsten musikalischen Einflüsse blieb. Ausgangspunkt dafür waren in den Bars herumziehende Musiker, die für einen Drink ein Lied spielten. Als einer ihrer ersten professionellen Vertreter, der sie als Spielkonzept und Musizierhaltung mit immensem Erfolg zugleich im ganzen anglophonen Westafrika verbreitet hat, gilt der Sänger und Gitarrist Ebenezer Calender (1912-1985), der mit seiner Maringar Band in Sierra Leone einen calypsoähnlichen, auch als Maringa bekannt gewordenen Stil kreierte und in den Fünfzigerjahren Dutzende von Platten herausbrachte. International bekannt gemacht hat Palmwine-Music aus Sierra Leone jedoch der ab 1973 in den USA und England lebende Sänger Sooliman Rogers (1935-1994).Abhängig von den lokalen Zusammenhängen, in denen Palmwine-Music gespielt wird, besitzt sie sehr verschiedenartige Gestalt. In Ghana etwa gehört sie zu den Vorläufern von Highlife und hat sich als eher parodistische, mit der Akustikgitarre begleitete Form des erzählenden Liedes etabliert, dafür aber kaum professionelle Vertreter gefunden. In Nigeria gehört sie zu den Vorläufern von Jùjú und ist ebenfalls eine eher informelle Form des Musizierens, banjo- und gitarrebegleitet. Lokale Varianten von Palmwine-Music gibt es im ganzen anglophonen Westafrika.
Universal-Lexikon. 2012.